Mehr als Worte: Die Dynamik von „Du“ und „Sie“
4 Fragen zum Thema an den CEO von CLOVER® – PEOPLE AND SKILLS
Im Rahmen der Repositionierung von CLOVER® – PEOPLE AND SKILLS sollen alle Menschen rund ums Unternehmen mit Du angesprochen werden. Folgt ihr damit einer Modebewegung?
Ich sehe dies nicht als Modebewegung. Ich würde es vielmehr als ein Trend mit historischem Hintergrund und fortlaufender Entwicklung zur Du-Form bezeichnen. Vor nicht einmal 100 Jahren haben die Kinder ihre Eltern noch mit Sie ansprechen müssen. Die zunehmende Betonung von Individualität und persönlicher Freiheit hat zu einer Lockerung formaler Sprachnormen geführt. Individuen streben nach persönlicher Ausdrucksfreiheit, auch in ihrer Sprache. Dieser Trend wird sich in Richtung einem universalen Du weiterentwickeln. In den skandinavischen Ländern, welche bekanntlich als sehr fortschrittlich gelten, ist dies bereits der Fall.
Was verspricht ihr euch von diesem Wechsel in die Du-Form?
In den Bereichen Business Coaching, Erwachsenbildung und HR Solutions haben wir es ausschliesslich mit Menschen zu tun. Der Mensch und seine Kompetenzen wie auch Potenziale stehen im Zentrum unserer Arbeit und das bald seit zwei Jahrzehnten. In dieser Zeit haben wir klar erkannt, dass die Lockerung der formalen Sprachnorm ins Du unsere Arbeit im Coaching, in der Bildung und im Personalmanagement begünstigen. Es fördert eine Kommunikation auf Augenhöhe, bei der sich der Klient oder die Klientin eher als Partner, denn als blosse:r Konsument:in fühlt. Das Du fördert Transparenz und Offenheit. Darauf legen wir grossen Wert.
Rechnet ihr nicht damit, bestehende oder potenzielle Kunden zu verlieren bzw. abzuschrecken? Die könnten eine Ansprache mit Du als Respektlosigkeit betrachten.
Ich selbst gehöre zu den älteren Generationen. Vor 20 Jahren hätte ich die Sie-Form noch als eine Form der Höflichkeit bezeichnet. Doch der Kulturwandel und meine Erfahrung haben mir klar aufgezeigt, dass Höflichkeit nichts mit der formalen Sprachnorm zu tun hat. Es gibt Menschen, die als höflich gelten, aber in ihrer inneren Einstellung boshaft sind. Nicht umsonst, wird die Höflichkeit seit Beginn der Antike auch als Scheintugend bezeichnet. Ich habe nichts gegen die Sie-Form und akzeptiere es, wenn mein Gegenüber es bei dieser belassen möchte. Ich und wir bei CLOVER® sehen die Vorteile der Du-Form und möchten, wenn immer möglich so kommunizieren.
Wie geht ihr das an? Spricht ihr jeden und jede jetzt gleich mit Du an?
Auf unserer Website und bei Marketingmassnahmen verwenden wir grundsätzlich die informale Sprachform, also das DU. Bei der direkten Ansprache bei Erstkontakten mache ich es vom Kontext abhängig. Ich möchte niemanden damit überrumpeln. Ich bin jedoch bestrebt in meinem beruflichen wie auch privaten Umfeld mit allen Menschen eine Du-Kultur zu pflegen, die von Respekt und Offenheit geprägt ist.
der Interviewpartner: Santino Cambria, CEO von CLOVER® | People and Skills