Wert(e)voll bewerben…
Die Jobsuche ist erfahrungsgemäss nicht nur eine praktische Aufgabe, sondern oft auch eine emotionale Reise. Für viele Kandidat:innen ist es eine Zeit, in der persönliche Werte – also das, was uns als Menschen ausmacht – schnell in den Hintergrund rücken. Doch genau diese Werte könnten der Schlüssel zu einem erfüllten (Berufs-)Leben sein.
In meinen Interviews und in Assessments stelle ich immer wieder fest, dass viele Kandidat:innen sich ihrer Werte gar nicht bewusst sind. Sie haben vielleicht vage Vorstellungen davon, was ihnen im Leben wichtig ist, doch diese Überzeugungen werden selten bewusst reflektiert. Im hektischen Bewerbungsprozess und dem Streben nach Erfolg nehmen sich viele Kandidat:innen kaum Zeit, ihre Werte zu hinterfragen – oder verlieren sie ganz aus dem Blick.
Stattdessen versuchen sie, sich den vermeintlichen Erwartungen der Unternehmen anzupassen. Sie formulieren Lebensläufe, die möglichst perfekt wirken, und präsentieren sich in Vorstellungsgesprächen so, wie sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird. Dabei verlieren sie oft den Kontakt zu dem, was sie wirklich antreibt.
Die Arbeitswelt von heute fördert diesen Konflikt. Anpassungsfähigkeit und professionelle Selbstdarstellung gelten als Tugenden, während klare Wertvorstellungen manchmal als unbequem wahrgenommen werden. Kandidat:innen erleben subtilen Druck, ihre Überzeugungen herunterzuspielen, um „besser ins Bild“ zu passen.
Doch gerade hier liegt das Paradoxon: Authentizität ist einer der entscheidenden Faktoren, die Unternehmen langfristig schätzen. Werte sind keine Belastung, sondern ein innerer Kompass, der nicht nur Orientierung bietet, sondern auch die Grundlage für berufliche Erfüllung schafft.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Werte keine starren Regeln sind, die einen einschränken, sondern eine Grundlage für Reflexion und Entwicklung. Sie geben nicht nur Antwort auf die Frage, „Was ist mir wichtig?“, sondern auch auf die Frage, „Wie möchte ich mich entwickeln?“
Unternehmen, die kulturelle Vielfalt und Werteklarheit schätzen, suchen keine makellosen Bewerber:innen, sondern Menschen mit Integrität und der Fähigkeit zur Selbstreflexion. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, ehrlich und offen zu bleiben.
Ein Gespräch über Werte kann eine Brücke sein – nicht nur zwischen Kandidat:innen und Unternehmen, sondern auch zu einem tieferen Verständnis der eigenen Berufung. Werte sind keine Verteidigungslinie, sondern eine Ressource, die man selbstbewusst einbringen kann.
Das bedeutet auch, realistisch zu bleiben: Nicht jeder Wertekompromiss ist ein Verrat an sich selbst. In der Arbeitswelt geht es oft darum, Nuancen zu erkennen und mit Differenzen konstruktiv umzugehen. Die Kunst liegt darin, zwischen notwendiger Anpassung und bewusster Selbstaufgabe zu unterscheiden.
Wie du deine Werte nutzen kannst.
Für dich als Kandidat:in ist der erste Schritt, deine Werte zu erkennen und zu reflektieren. Was ist dir wirklich wichtig? Was treibt dich an?
Der zweite Schritt ist, diese Werte nicht als starren Massstab zu sehen, sondern als Orientierungshilfe.
Nutze sie, um die richtigen Fragen zu stellen:
– Passt dieses Unternehmen wirklich zu mir?
– Wie geht es mit ethischen Themen um?
– Werden hier meine Überzeugungen respektiert?
Und schliesslich: Sei mutig, offen und authentisch. Ein Vorstellungsgespräch ist keine Prüfung, sondern ein gegenseitiges Kennenlernen. Werte sind kein Hindernis, sondern eine Chance, sich selbst treu zu bleiben und gleichzeitig professionell zu wachsen.
Die Suche nach dem richtigen Job ist eine Reise der Selbstentdeckung. Sie erfordert Mut, Offenheit und manchmal auch Geduld. Doch wer seine Werte kennt und sich traut, sie einzubringen, legt den Grundstein für eine Karriere, die nicht nur erfolgreich, sondern auch erfüllend ist – selbst in einer Arbeitswelt, die oft anders zu funktionieren scheint.
Mittels nachstehendem Link kannst du diesen Artikel auch als KI-generierten Podcast anhören – viel Spass!